Online-Akademie
zur Kultivierung der "inneren Qualitäten" des daoistischen Kung Fu
4. Schritt: „Das Yin- Yang der Gelenke klären“
Mit dem Yin-Yang der Gelenke machen wir den 3. Schritt auf dem 8-fachen Pfad, „Verfeinern des Jing zu Qi“.
Was sind Gelenke?
Gelenke sind eine oftmals komplexe Muskel-Sehnen-Knochen-Konstruktion, die Bewegung und Bewegungsabläufe ermöglicht. Jedes Gelenk hat eine individuelle Muskel-Sehnen-Knochen-Konstruktion. Hier lohnt es sich mal ein paar hintergründige Blicke in einen guten Anatomie-Atlas zu werfen.
Ausgehend von diesem theoretischen Wissens, gilt es wieder wahres Wissen zu kultivieren, d.h. ein Gefühl (Qi) für die Gelenke zu entwickeln.
Das Kultivieren von „Wahrem Gelenkswissen“ erfolgt in 4 Teilen, sozusagen „Schrittchen“.
1. Die großen Gelenke
Mit großen Gelenken sind die drei Arm- und Bein-Gelenke, Schulter-, Hüft-Gelenk, Ellbogen, Knie, Fuß - und Hand-Gelenke, sowie folgende “Sondergelenke“ gemeint.
Alle „kleinen Gelenke“ in den Händen und Füßen werden zu einem „Sondergelenk“ zusammengefasst. Ebenso die komplexe Konstruktion im Beckenraum, sowie um die beiden Schulterblatt-Schlüsselbein-Konstruktionen. Hierbei ist das Bild eine Kugel, die sogenannten „Gelenkskugeln“. Gelenkskugel meint die Muskel-Sehnen-Knochen-Konstruktion um das jeweilige Gelenk oder „Gelenksgruppe“, z.B. der Beckenraum.
Auch der Rumpf wird als „Sondergelenk“ verstanden mit dem Fokus, der Rücken ist Yang (stark, bewusst) und unterstützt die Wirbelsäule in ihrer Aufrichtung, die Vorderseite ist Yin (entspannt, locker) und ermöglicht ein „Sinken lassen“ des Brustbeins und der Rippen
2. Die Rechts-Links-Harmonie der großen Gelenke
Mit dieser Harmonie betreten wir den Raum des Qi. Bei der Links-Rechts-Harmonie ist das Gefühl, das Empfinden, das Erleben des Gelenkes im Vordergrund.
Ausgehend vom „realen“ Erleben des Gelenkes werde das jeweilig recht und linke Gelenk „verglichen“.
Fühlen sie sich gleich an? Gibt es Unterschiede?
Kann ich die Unterschiede benennen? Wenn, ja, wie?
„Das Qi wahrnehmen, das Qi verstehen, das Qi manipulieren“, ist ein klassischer Spruch des daoistischen Qi Gong. Hier bedeutet dies: Ausgehend vom theoretischen Wissen geht es nun darum, das feine, hintergründige Qi der Gelenke wahrzunehmen und wahres Wissen zu kultivieren (das Gelenk wirklich verstehen), dieses Gefühl zu interpretieren mit dem Ziel „Gelenksdisharmonien sich bewusst zu machen“. Die „Beseitigung der Gelenksdisharmonie“ erfolgt wieder Yin, man gibt dem Gelenk Zeit und Raum sich zu harmonisieren.
3. Die Wirbelsäule
Die Wirbelsäule als Ganzes wird auch als „Sondergelenk“ verstanden. Fest, aber auch flexibel.
Die einzelnen Bandscheiben sind ebenso Gelenke. Hier lohnt sich wieder ein Blick in den Anatomie-Atlas zu werfen und sich die komplexe Muskel-Sehnen-Struktur um die einzelnen Bandscheiben bewusst zu machen.
Das Bild, „wie Bausteine aufeinander gestapelt, wie Perlen an einer Schnur hängen lassen“, ist sehr hilfreich für die Arbeit mit der Wirbelsäule. Die Wirbelsäule soll sich „auf- und ausrichten“.
4. Die kleinen Gelenke
Mit kleinen Gelenken sind die Gelenke in den Händen und Füssen, bis vor zu den einzelnen Finger- und Zehengelenken gemeint. Auch die Verbindung der Schlüsselbeine zum Brustbein und zu den Schulterblättern, sowie die „Rippengelenke“, die Verbindung der Rippen zu den Wirbeln gehört hierzu, sowie das Kiefergelenk, die „Aufhängung“ des Unterkiefers.
Wieder ist natürlich ein Blick in den Anatomie-.Atlas sinnvoll.