Einführung in die Struktur und Philosophie des I Ging
Im folgenden soll die Struktur des I Ging als Standartwerk des Daoismus zum Verständnis von Welt dargestellt werden. Auf die Entstehungsgeschichte des I Ging bis zu den uns heute vorliegenden Ausgaben soll nicht näher eingegangen werden. Wichtig zu wissen ist jedoch, das das eigentliche I Ging nur die 64 Hexagramm ohne Text war. Alle Texte, auch der heute als I Ging verstandene klassische chin. Text sind Interpretationen und Erläuterungen dieser 64 Hexagramme.
Das I Ging ( hier verstanden als die 64 Hexagramme ohne Text) selbst ist eine rein analytische Herangehensweise an, wie die Daoisten sagen, Welt der 10000 Dinge.
Unter Welt der 10000 Dinge verstehen Daoisten alles, was sich mit unseren Sinnen erfahren lässt. Dazu gehören konkrete Dinge, wie z.B. Häuser, Autos, usw., aber auch emotionale Dinge, wie Gefühle, Empfindungen, usw. Selbst Ideen, Wünsche und Träume werden, da sie subjektiv erfahrbar sind, zur Welt der 10000 Ding gezählt.
In der Welt der 10000 Dinge herrscht die „Vielheit“,  d.h. die Dinge sind als getrennt voneinander erfahrbar. Es ist ein Unterschied zwischen einem Auto und einem Baum. Jedoch besteht aus daoistischer Sicht ein Zusammenhang, der nicht „sichtbar„ ist zwischen den Einzeldingen.
Nach daoistischer Sicht liegt hinter den 10000 Dingen eine alles Verbindende Kraft, Ordnung, Gesetzmäßigkeit, die jedoch in der Welt der 10000 Dinge nicht erfahrbar ist. Da sie nicht erfahrbar ist, lässt sich über sie nichts sagen. Diese wird als das Dao bezeichnet. Dieses Einssein der Ding lässt sich nur in tiefer Meditation „erfahren“.
Da der Mensch jedoch mit einem analytischen Verstand begabt ist, der trainiert und entwickelt werden will, haben die alten Daoisten diesen Verstand sozusagen auf das Dao gerichtet.
Da die Verstandestätigkeit jedoch nicht über die Welt der 10000 Dinge hinaus reicht, ist mit diesem nur ein indirektes Verständnis des Dao möglich. Daoisten sind sich immer bei der Arbeit mit dem I Ging bewusst, das dies nicht das wahre Dao ist, sondern nur eine Wiederspiegelung des Dao auf Verstandesebene. Das I Ging ist sozusagen ein philosophischer Überbau für die Welt der 10000 Ding. Es ist eine Hilfskonstruktion, die dem Verstand hilft die Welt in der wir Leben zu verstehen. Um das I Ging als Hilfe für den Alltag zu nutzen, ist es jedoch nötig, die innere Struktur dieses Buches zu Verstehen.
Im folgenden wird die Innere Struktur de I Ging dargestellt.
Auf der einen Seite nehmen wir die Welt der 10000 Ding mit unseren Sinnen wahr, leben und agieren in ihr. Andererseits ist nach daoistische  Philosophie hinter dieser wahrnehmbaren Welt, ähnlich wie in allen anderen Kulturen und Religionen, noch „etwas“. Der Daoismus sagt jedoch das über dieses keine Aussagen gemacht werden können, da es außerhalb der Sinneserfahrung liegt, und nennt diese Dao. Da das Dao alles enthält, allumfassend, immergegenwärtig, nicht direkt erfahrbar ist gibt es kein Symbol dafür.
Da der Mensch um sich mit Dingen auseinander setzen zu können auf Inhalte angewiesen ist, wurde eine Symbolik entwickelt mit deren Hilfe er sich dem nicht erfassbaren annähern kann. Der daoistische Weise oder auch der „wahre Mensch“ genannt, befindet sich im Zustand des Wu Wei, d. h. er ist eins mit allen Dingen. Er hat die Welt der 10000 Dinge transzendiert. Dies ist vergleichbar mit den Paradiesvorstellungen der Religionen, ist doch kein Glauben oder Hoffen auf einen jenseitigen Zustand, sondern muss in unsere physischen Realität im jeweiligen Augenblick verwirklicht werden. Das Symbol dafür ist der leere Kreis.
Aus Naturbeobachtungen haben die frühen Daoisten erkannt, das alle Erscheinungen der Welt der 10000 Dinge zwei Seiten haben. Einen Yin- und einen Yang-Aspekt und das diese beiden Aspekte die Ganzheit einer Sache ausmacht. Z. B. ist die „Menschheit“ in männlich und weiblich geteilt. Der Tag in eine helle und eine dunkle Phase. Körperliche Dinge, wie Autos oder Bäume haben ein Oben und Unten, oder ein Innen und Außen. Yin und Yang sind somit keine feststehenden Begriffe, sondern Verhältnis innerhalb einer konkreten Sache. Sie existieren immer nur auf analytischer Ebene, um die Dinge „verstehen“ und handhaben zu können. Diese Erkenntnis der Dualität der Dinge wurde auf die Ganzheit des Dao angewendet. Das Dao, das nichterfahrbar ist, hat also auch zwei Seiten oder Aspekte. Einen Yin- und einen Yang-Aspekt. Das Symbol hier für ist das Yin/Yang-Symbol, auch Tai Chi, das höchste Letzte genannt.
Der Yin und Yang Aspekt das Dao sind genauso wie das Tao selbst, erst einmal inhaltsleer. Über Beobachtungen in der Natur wurde versucht Yin und Yang gegeneinander abzugrenzen. Dadurch ist die heute im Westen geläufigen Zuordnungen entstanden. Yin wird mit zusammen ziehen, verdichteten, Ruhe, aufnehmen u.s.w. assoziiert. Yang mit ausdehnen, verteilen, Bewegung, abgeben u.s.w.. Hierbei ist es, wie bei dem Begriff des Dao, wichtig zu wissen, das dies nicht erschöpfende Beschreibungen von Yin und Yang sind, sondern nur analytische, d. h. verstandesmäßige Annäherungen an diese beiden Begriffe. Als Symbol für Yin wurde eine unterbrochene Linie (- -) für das Yang eine durchgehende (---) genommen.
Da Yin und Yang abstrakt, also für unsere Sinne nicht erfassbar sind, wie das Dao, wurde eine weitere Differenzierung  vorgenommen. Da, wie oben erwähnt, alles einen Yin- und einen Yang-Aspekt hat, wurde dies auch auf Yin und Yang selber ausgeweitet. Daraus entstand das Konzept der „ Vier Zustände“. Yin hat einen Yang-Aspekt und einen Yin-Aspekt. Yang ebenso. Am leichtesten für den Verstand ist dies am Beispiel der vier Jahreszeiten zu verstehen. Winter ist Yin, d.h. die Energie in der Natur ist ruhig, statisch, starr. Der Sommer ist Yang, d. h. die Energie in der Natur ist bewegt, erregt, dynamisch. Im Frühling tritt wieder Bewegung in die Energie der Natur, das Yin des Winters beginnt sich zurückzuziehen. Im Herbst erstarrt das Yang des Sommers allmählich zum Yin des Winters. Der Winter ist Yin im Yin, sozusagen Ruhe in der Ruhe, reines Yin genannt. Frühling ist Yang im Yin, altes Yin genannt. Der Sommer ist Yang im Yang, reines Yang genannt. Der Herbst Yin  im Yang, altes Yang genannt.
Auf der Ebene der Vier Zustände ist auch sehr gut ein wichtiger Aspekt des daoistischen Denkens, wie es sich im I Ging ausdrückt, zu sehen. Das daoistische Denken war ein Zyklisches. Es wurde weniger über die einzelnen Zustände, sondern mehr über die Gesetzmäßigkeit des Wandels des Einen in das Andere nachgedacht. Yin und Yang wurden als Pole „einer “sich permanent wandelnden Energie verstanden. Wendet man die Idee des Yin/Yang auf die Vier „ Zustände“ an, ergibt dies die „Acht Trigramme“, die das „Pakua“ bilden. Trigramme sind wie der Name schon sagt dreier Kombinationen. ( Trio = Drei) Durch Kombinationen von drei Ebenen entstehen acht verschiedene Kombinationen von Yin/Yang. Hierbei hilft das Bild des Kompass oder der Wildrose. Es gibt vier Haupthimmelsrichtungen, die „ Vier Zustände“ wiederspiegeln und vier Zwischenhimmelsrichtungen.
Die acht Trigramme sind wie folgt:    Himmel   Berg   Erde   Donner   Feuer   See   Wasser   Wind          
Die Namen der Trigramme, Zuordnungen zu den Himmelsrichtungen  sind wieder nur Hilfskonstruktionen um diese in ihrer Gesamtheit nicht verstandesmäßig erfahrbaren Yin/Yang – Kodierungen anwendbar zu machen. Aus der Theorie des Pakua jedoch sind für die Welt der 10 000 Dinge so konkrete Hilfen wir Feng Shui (Kunst der Raumgestaltung), die Kampfkunst Pakua Chuan und nicht zuletzt das I Ging entstanden. Das I Ging selber ist die Kombination von jeweils 2 Trigrammen zu einem Hexagramm. Alle denkbaren Kombinationen ergeben zusammen 64 Hexagramme. In diesen 64 Hexagrammen spiegelt sich die Welt der 10 000 Dinge und ihre Wandlungen wieder.
Das dies nicht bloße Theorie ist, zeigt zum einen die Popularität dieses Buches, das in den unterschiedlichsten Übersetzungen und Interpretationen seit Jahrtausenden benutzt wird. Zum anderen aber auch, das viele Wissenschaftler, und nicht nur östlicher Denkart, über die Auseinandersetzung mit dem I Ging, zu Erkenntnissen innerhalb ihrer Forschungsgebiete gekommen sind.
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